Dass die Ansiedlung einer Drogenberatungsstelle von den umliegenden Bewohnern widerspruchslos hingenommen werden würde, war nicht unbedingt zu erwarten. Wie voruteilsbeladen manch vermeintlich Betroffener reagiert, ist dann aber doch eine Überraschung. Obwohl Polizei und Bezirksamt Mitte übereinstimmend berichten, dass es am alten Standort keine Probleme gab, gehen die Anwohner mit den abstrusesten Horrorszenarien auf die Barrikaden. Dass dabei sogar ein Pastor, nämlich Michael Fridetzky von St. Trinitatis, mit unter den Protestlern ist, muss stark irritieren. Für ihn sind sogar die Obdachlosen, die in der naheliegenden Alimaus ihr Mittagessen einnehmen „eine Belastung“. Ein Schelm, wer St. Trinitatis in St. Florian umbennen will. Und ein noch größerer, wer diesen Protest in einen Zusammenhang mit den Bauvorhaben von St. Trinitatis in diesem Gebiet und einem befürchteten Wertverlust der Grundstücke in einen Zusammenhang stellt.
Janusköpfig zeigt sich auch wieder einmal die SPD: In der Bezirksversammlung versucht man noch, dass Bild einer am Wohl aller orientierten Politik hochzuhalten. Gleichzeitig brechen im Distrikt aber alle Dämme und die soziale Kälte der vermeintlichen Sozialdemokratie zeigt sich in allen Facetten, wie man schon den Äußerungen vom Distriktvorsitzenden Marc Classen entnehmen kann: „Es kann nicht sein, dass Drogenabhängige unseren Schulkindern zugemutet werden.“ Platter und undifferenzierter geht es kaum. Aber das kennen wir ja schon. Wäre kein Wunder, wenn die SPD hinter den Kulissen die Kampagne gegen das Stay Alive organisiert.