Ich gestehe es: Ein großer Bütikofer-Fan war ich nie. Er hatte zuviel von Apparatschik und zu wenig Charisma für einen Parteivorsitzenden. Dennoch war er noch einer derjenigen, die strategisch meist einigermaßen richtig lagen. Schade, dass er geht und noch bedauerlicher, dass das europäische Parlament auch in diesem Fall offensichtlich als politischer Altersruhesitz missverstanden wird. Dass nun die gefühlsduselige Claudia Roth bleiben möchte, ist sicherlich für die Nachfolgersuche nicht förderlich. Man muss schon eine Menge Umarmungstoleranz haben, um mit ihr zusammenarbeiten zu können. Dennoch kein Grund, in einem Maße wie es SPIEGEL Online tut, reichlich niveaulos über Claudia Roth herzuziehen. Irgendwie scheint der SPIEGEL sie gefressen zu haben, Claus Christian Malzahn schreibt in einem solch persönlichen Ton von ihr, dass man vermuten muss, er sei einmal bei ihr abgewiesen worden. Anders kann ich mir diesen trotz der wahrnehmbaren Boulevardisierung und der schon immer latent vorhandenen Frauenfeindlichkeit nicht zum SPIGEL passenden Artikel nicht erklären.
Wie dem auch sei: Die Suche nach einem Nachfolger beginnt und man wundert sich plötzlich, dass man gar nicht so schnell fündig wird. Die rot-grünen Eminenzen haben nämlich nach dem Ende des von ihnen so betitelten rot-grünen Projektes alle Parteipöstchen sauber unter sich aufgeteilt, als es keine Ministerposten mehr gab. Da sind einige altbewährten klugen Köpfe wie Krista Sager genau so degradiert worden wie junge Leute nicht weiter gefördert, die dann in die Wirtschaft gingen – Beispiel Matthias Berninger. Aber vielleicht entsteht ja tatsächlich Neues und der wenige sichtbare Nachwuchs (Boris Palmer, Tarek Al-Wazir) kommt zum Zuge.