Bei der ganzen Debatte um die Kandidaturen von Gesine Schwan und Horst Köhler frage ich mich als altgedientes Grünenmitglied: Wer ist eigentlich der Kandidat der Grünen? Von Seiten des Bundesvorstandes gibt es da nur eine abwartende Äußerung, man wolle mit der Kandidatin Gespräche führen. Klingt nicht nach eigenem Personalvorschlag. Und klingt, fast noch schlimmer, nach „wir machen wie immer, was die SPD will“ – jedenfalls, wenn man nur mit „der Kandidatin“ sprechen will. Das heißt nicht, dass ich Horst Köhler bevorzugen würde. Trotz meiner ausgeprägten neoliberalen Tendenzen finde ich Frau Schwan auch wesentlich lebendiger, sie bringt mehr Lebensfreude und Angriffslust mit und ihre Statements, mit denen sie sich von Köhler abgrenzt, gehen in die richtige Richtung.
Dennoch wäre es ein Trauerspiel, wenn man trotz qualifizierter eigener Kandidaten die Großen einfach machen lässt. Ich weiß natürlich, dass es für einen Kandidaten nicht unbedingt erquickend ist, in ein nahezu aussichtsloses Rennen zu gehen. Aber ich fände es zwecks Positionierung als eigenständige Kraft schon ganz schön, wenn die Grünen einen eigene Kandidaten hätten. Und da fällt mir ohne Probleme jemand ein. Nein, nicht der professorale Joschka, sondern der ewig junge und streitbare Daniel Cohn-Bendit, ein feuriger Europäer, bekannt wie ein bunter Hund, immer unabhängig in seiner Meinung, ein Demokrat aus tiefstem Herzen. Was wäre das für ein Aushängeschild für ein Deutschland, ein Deutschland, das Position in der Welt bezieht, das anstatt Reformunfähigkeit nur zu kritisieren, die Leute motiviert, es besser zu machen, sie mitnimmt.
Lieber Bundesvorstand, gib dir einen Ruck: Dany for president!