Ich gehe nun seit einigen Jahren zu Barcamps. Barcamps zeichnen sich vor allem durch eine niedrigschwellige, offene und vernetzende Konferenzsituation aus, die von den Teilnehmern inhaltlich selbst gestaltet wird. Nicht zuletzt deswegen werden Barcamps auch Unkonferenzen genannt, weil solche Eigenschaften normale Konferenzen nicht auszeichnen.
Auch bei Bündnis 90/Die Grünen sind wir eher Top-Down-Konferenzen gewöhnt (von themenspezifischen Kongressen bis hin zur Bundesdelegiertenkonferenz), wenn man einmal vom Camp Netzbegrünung absieht. Natürlich haben diese nach bestimmten Regularien stattfindenden Veranstaltungen ihre Berechtigung, weil nur so demokratische Legitimation deutlich ist. Einem kreativen Prozess , der politische Visionen oder Kampagnenideen entwickelt, dienen diese Veranstaltungsformate aber überhaupt nicht.
Daher habe ich mir überlegt, ob so etwas wie ein Grünencamp nicht eine Möglichkeit wäre, mal ein bisschen Schwung in die innerparteiliche Arbeit zu bringen. In selbstgestalteteten Sessions flügel- und themenübergreifend (nicht nur Netzpolitik!) grüne Politik von morgen diskutieren, vielleicht auch mal zum Schluss kommen, dass man sich irgendwo verrannt hat, mit Bündnispartnern über gemeinsame Projekte sprechen -letztlich: sprechen, über was ihr wollt. Ein bisschen wie Politcamp, dass ich auch mitorganisiere, aber halt viel konkreter, umsetzungsbezogener und natürlich parteiisch.
Zielgruppe wären in meinem Augen neben den Parteimitgliedern natürlich auch Interessierte an bündnisgrüner Politik, Initiativen in unserem Umfeld oder einfach auch mal Leute, die ganz anders denken (letzte sollten vielleicht nicht zu dominant sein, es soll ja ein Grüncamp bleiben 😉
Was haltet Ihr von der Idee? Wenn sich mit mir ein paar Organisierinteressierte finden, würde ich eine mixxt-Seite starten.
UPDATE: Es gibt jetzt eine mixxt-Community, wo wir das weiterdiskutieren.
Solange es nicht nur vegetarisches Mittagessen gibt, bin ich für alles zu haben… 😉
Im Ernst: Geht so die Idee. Du willst es ja Themenübergreifend machen – ok. Dafür hat es aber m.E. vor ein paar Jahren die Zukunftskonferenzen gegeben, mit dem großen Auftakt in Berlin und vielen weiteren Ablegern, die teilweise genauso organisiert waren. Natürlich noch sehr vororganisiert, aber im Grunde das was Du willst.
Charmant finde ich aber den Basisgedanken deiner Idee und das sich tatsächlich erst an dem Tag ergibt, was passiert. Deshalb stehe ich der Sache mal offen gegenüber.
Also die Zukunftskongresse waren meiner Erinnerung nach doch total vororganisiert. Selbst die zielten viel mehr auf Image ab als auf tatsächliche Entwicklung von politischen Ideen. Beim Barcamp kannst du morgens reinkommen und sagen, das du 5 EUR pro Liter Benzin diskutieren möchtest. 😉
Oh, eine richtig schöne grüne Idee! Graswurzelartig. Aber: Nicht bloß Netzpolitik. Und ja, nicht bloß vegetarisches oder veganes Essen. Würde gerne mal ohne Hemmungen z.B. über Steuerpolitik und Kommunalfinanzen reden.
Also, wenn’s vegetarisches Essen gibt, wäre ich dabei 😉
Bißchen fraglich, wer dass in die Hand nehmen sollte, damits sowohl halboffiziell ist (und nicht zu K(l)üngelrunde wird), aber trotzdem der Charakter einer Unkonferenz/Open Space erhalten wird. Finde die Idee jedenfalls prinzipiell mal interessant.
Für Heiko und Ben empfehle ich das Porkcamp 😉
@Till: Es nehmen die in die Hand, die Lust darauf haben – wie immer bei Camps. Je unterschiedlicher, desto besser. Hätte natürlich nicht nur alle Flügel bei der Orga dabei, sondern auch Frauen und vor allem Netzferne. Wenn wir uns Mühe geben, kriegen wir das hin. Was das halboffizielle betrifft: Klar müssen wir das mit dem Bundesvorstand besprechen. Wir können wohl sonst kaum unter dem Label was machen. Aber die müssen uns auch vertrauen und machen lassen.
Ich würde wohl kommen. Habe aber gerade gar keine Zeit zu schreiben, warum 😉
Klingt interessant. I’ll stay tuned.
Bin auf jeden Fall dabei! Super Idee…
Es sollte nicht überraschen, dass auch ich dabei bin wenn es meine Zeit erlaubt – und dabei versuchen wollen würde, Bewegungsmenschen einzuladen und in die Diskussionen einzubeziehen:
Bei der letztjährigen Herbstkonferenz der Anti-AKW-Bewegung war ich noch der einzige Grüne, bei der EU-AG von Attac bin ich es ebenso wie bei Attac Tübingen – und auch den Kontakt zur DFG/VK und Gruppen der Friedensbewegung haben die meisten Grünen völlig verloren, während wir da mal ebenso stark waren wie SPD und Linke. Welche Grüne haben einmal mit den Teilnehmenden der „Montagsdemos gegen Hartz IV“ gesprochen?
Wenn wir die Oppositionsführung übernehmen wollen – was angesichts der Gesellschaft die wir in der Opposition haben angeraten scheint – dann sollten wir Grüne uns auch mehr bemühen, über zwei EP-Mandate hinaus AnsprechpartnerInnen der Bewegungen innerhalb aller Parlamente zu sein. Das gilt analog natürlich für die Netzpolitische Bewegung und die Piraten.
Eine Reihe solcher Grüncamps (neben dem Berliner Nordosten auch im Südwesten der Republik, wo Böll schwach wenn vorhanden ist) kann dafür ein Anfang sein.
Oh zweierlei noch:
* Natürlich muss die GJ dabei sein, die diesen Kontakt (auch zu Feldbefreiern) und diese Offenheit mehr noch als die Altgrünen hat.
* Natürlich möchte ich vegetarisch essen, weiss aber dass veganes Angebot zT noch mehr Bewegungsmenschen einlädt, weshalb das auch gut ist für mich.
Find die Idee auch sehr interessant und hab für eine umfangreichere Reaktion ähnlich wie 50hz gerade aber auch keine Zeit.
Alles klar, ich werde in den nächsten Tagen eine mixxt-Plattform einrichten, da vertiefen wir mal die Idee.